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Monday, August 17, 2020

Gießen: Mehrere Bäume in Philosophenwald erheblich geschädigt - Gießener Anzeiger

karitosas.blogspot.com

Im Philosophenwald in Gießen sind 52 Bäume infolge der Trockenheit erheblich geschädigt: acht müssen auf jeden Fall gefällt werden, 20 werden sich selbst überlassen, an 24 sind ab September Pflegemaßnahmen geplant. Für Spaziergänger und Jogger gilt trotzdem Vorsicht.

"Betreten auf eigene Gefahr": Die Stadt nimmt im Philosophenwald einige Pflege- und Verkehrssicherungsmaßnahmen vor. Foto: Schäfer

"Betreten auf eigene Gefahr": Die Stadt nimmt im Philosophenwald einige Pflege- und Verkehrssicherungsmaßnahmen vor. Foto: Schäfer

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Giessen. Der Philosophenwald wird von der Stadt naturnah bewirtschaftet. Statt ökonomischer Ziele stehen daher Erholung, Artenschutz, saubere Luft, Ruhe und Entspannung im Vordergrund. Solch eine Klimaanlage mit niedrigerer Temperatur und höherer Feuchtigkeit im Vergleich zur Innenstadt direkt vor der Haustür zu haben, ist wie ein Privileg für die Anwohner. Doch jetzt heißt es plötzlich "Achtung!" oder "Betreten des Waldes auf eigene Gefahr. Wegen Trockenheit sterben Bäume ab. Äste und Baumkronen können abbrechen und herabstürzen." Was es damit auf sich hat und welche Pflege- und Verkehrssicherungsmaßnahmen erforderlich sind, erläuterte die Stadt bei einem Informationsaustausch.

Akut betroffen sind 52 alte Bäume. Acht davon sind so stark an der Wurzel geschädigt, dass sie gefällt werden müssen; 20 werden sich selbst überlassen, weil sie abseits der durch den Philosophenwald führenden Wege stehen. Und die restlichen 24 sollen ab Mitte September so saniert werden, dass sie voraussichtlich keinen Schaden für Spaziergänger oder Jogger anrichten können. Für die Rückschneidearbeiten reiche es aus, eine abschnittsweise Sperrung vorzunehmen.

Für diverse Pflanzen- und Tierarten gilt der Philosophenwald als wertvoller Lebensraum. Gleichzeitig wird das gesamte Waldgebiet täglich von hunderten Erholungssuchenden, Sportlern, Pendlern und Hundebesitzern genutzt. Aufgrund des hohen Baumalters (Eichen bis 262 Jahre, Buchen bis 161 Jahre), der zunehmenden Trockenheit und dem deutlichen Temperaturanstieg in den vergangenen Jahren seien einige Bäume in ihrer Vitalität stark geschwächt. Die Konsequenz sind "Absterbeprozesse an Ästen und in den Baumkronen, massiver Pilzbefall bis hin zu gänzlich abgestorbenen Individuen". Um die Funktionen des Waldes miteinander in Einklang zu halten und die Besucher keiner unverhältnismäßigen Gefahr auszusetzen, sei es notwendig, entsprechend zu reagieren, verdeutlicht Stadträtin Gerda Weigel-Greilich.

Vor einem Jahrzehnt hatte es bereits eine solche Veranstaltung im Saal des Albert-Osswald-Hauses im Tannenweg gegeben. Damals ging es um Wegesperrungen innerhalb des Waldes. Kleinere Pfade sollten wegen Astbruchgefahr unpassierbar werden. Platzte der Raum seinerzeit aus allen Nähten und kochte die Stimmung unter den Anwohnern über, waren nun nur sehr wenige Interessierte erschienen. Moniert wurde insbesondere die zu kurzfristige Einladung. Dabei waren im Vorfeld schlimmste Befürchtungen wie ein "massives Abholzen" geäußert worden. Dies bewahrheitete sich jedoch nicht.

Zwei heiße und trockene Sommer hätten der stadtnahen Natur und diesem - vor allem für Fledermäuse - bedeutsamen Habitat stark zugesetzt, so Weigel-Greilich. Und die letzte zweiwöchige Hitzeperiode habe den desolaten Zustand zusätzlich verschlechtert. "Im Frühjahr haben wir alle auf einen feuchten Sommer mit vielen Niederschlägen gehofft", ergänzte Stadtförster Ernst-Ludwig Kriep. Bei kürzlich erfolgten Baggerarbeiten zur Kampfmittelräumung habe er dann feststellen müssen, dass der Boden im Philosophenwald bis zu einer Tiefe von zwei Metern völlig trocken sei. Obwohl es im April kühl gewesen ist, hätten "ganz viel Sonne und viel Wind" zur Verschlechterung beigetragen. Und allein in den vergangenen zwei Wochen habe es "weitere, dramatische Qualitätseinbußen bei vielen alten Bäumen gegeben", die dort stehen.

Auch mit ein "paar weniger Wegen" könne man sich im Philosophenwald noch gut bewegen, ist Kriep überzeugt. Vollständig geschlossen wird indes lediglich der Hohlweg, der an der Ecke Fröbelstraße schräg in den Wald führt. Mehrere Bäume müssten dort im Grunde gefällt werden, das würde jedoch eine breite kahle Schneise hinterlassen. Von den acht Bäumen, die auf jeden Fall verschwinden müssen, stehen einige wiederum unmittelbar an der Eichgärtenallee. Bei den aufwändig zu sanierenden Exemplaren wird zuerst totes Astwerk beseitigt, ehe durch Pflegemaßnahmen die Astlast insgesamt verringert werden soll, sodass die Bäume künftigen Stürmen standhalten können.

Wie Ernst-Ludwig Kriep berichtete, hatte Orkan "Friederike" 2018 in den von Monokultur und Flachwurzlern geprägten Wäldern erhebliche Schäden verursacht. Im Philosophenwald dagegen liege der Anteil der Nadelbäume (Flachwurzler) bei unter zehn Prozent. Gegenwärtig sei "Waldbewirtschaftung gleich Katastrophenmanagement" - und zwar im gesamten Stadtwald. "Bäume haben nach dem Jahrhundertsommer 2018, den Hitzerekorden 2019 sowie dem Regenmangel in März, April und Juli diesen Jahres kapituliert und sogar grüne Blätter abgeworfen." Dadurch verlieren Stamm und Geäst ihre Flexibilität, die Anfälligkeit bei Stürmen wächst.




August 17, 2020 at 09:00PM
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