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Friday, September 4, 2020

Schotten: Geschädigte Bäume sollen stehen bleiben - Kreis-Anzeiger

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Um den Wald steht es schlecht. Die nur mäßigen Niederschläge der vergangenen drei Jahre und der Borkenkäfer haben zu großen Schäden im Gebiet des Forstamtes Schotten geführt.

Wenig Erfreuliches berichten Forstamtsleiter Axel Norgall (2. von links) und Revierleiter Rainer Hellwig (links) den Schottener Kommunalpolitikern und Verwaltungsmitarbeitern. Foto: Weil

Wenig Erfreuliches berichten Forstamtsleiter Axel Norgall (2. von links) und Revierleiter Rainer Hellwig (links) den Schottener Kommunalpolitikern und Verwaltungsmitarbeitern. Foto: Weil

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Schotten (sw). Um den Wald steht es schlecht. Die nur mäßigen Niederschläge der vergangenen drei Jahre und der Borkenkäfer haben zu großen Schäden geführt. Davon überzeugen konnten sich jetzt die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft, Forsten und Energie der Schottener Stadtverordnetenversammlung.

Unter Führung von Mitarbeitern des Schottener Forstamtes wurden die rund 20 Kommunalpolitiker und Verwaltungsmitarbeiter mit den Problemen konfrontiert, aber auch mit der Frage, wie zukünftige Strategien zur Wiederaufforstung aussehen können. "Wie gehen wir mit den Brachflächen um?", deutete Forstamtsleiter Axel Norgall die Problematik an, die die Forstleute im Revier Petershainer Hof verdeutlichten.

Knapp 45 Hektar potenzielle Aufforstungsflächen gibt es derzeit im Stadtwald. Das entspricht rund sechs Prozent der bewirtschafteten Stadtwaldfläche. Allein 2020 wurden bereits in 47 Fällen insgesamt 12 400 Festmeter Schadholz eingeschlagen. Weitere 6000 Festmeter müssen noch aufgearbeitet werden. Seit 2018 summiert sich die gesamte aufgearbeitete Schadmenge auf 26 800 Festmeter. Der geplante Einschlag beträgt lediglich 1000 Festmeter. Bei den Fichten beträgt der Vorratsverlust seit der letzten Forstinventur im Jahr 2014 rund 25 Prozent. Stark von Schäden betroffen sind mittlerweile auch Buchen-Altbestände. 2019 wurden rund 660 Festmeter allein im Stadtwald aufgearbeitet.

Revierleiter Rainer Hellwig betonte, dass der Käfer in der Höhenlage von rund 450 Metern am Segelflugplatz angekommen sei. Fichten sollten aber grundsätzlich in Höhenlagen über 500 Meter weiterhin angepflanzt werden. Der Vogelsberg sei mit seinen relativ nassen Böden in den Hochlagen dafür noch gut geeignet.

Hauptverursacher der großen Schäden sei die Trockenheit, sagte der Eichelsächser Revierleiter Axel Rockel. "Nach drei Jahren Dürre ist für den Flachwurzler Fichte nicht genug Wasser im Boden. Daher kann die Fichte kein Harz bilden, um den Käfer abzuwehren." Die Folge ist die Unterbrechung der Leitungsbahnen. Die Fichte stirbt ab, was sich äußerlich am Braunwerden der Nadeln zeigt. Nach getaner Arbeit fliegt der Käfer zum nächsten Baum, bohrt Löcher in die Rinde und setzt hier seine Larven ab, und das Spiel beginnt von Neuem. Eine anschauliche Stelle dafür gibt es auf einer Staatswaldfläche zwischen dem Segelflugplatz und der Altenhainer Straße. "Hier waren die Nadeln vor wenigen Wochen noch grün", sagte Forstamtsleiter Norgall.

Alle befallenen Bäume aus dem Wald heraus zu bekommen, sei nicht möglich. Die Mengen seien einfach zu groß, ausreichend Arbeitskräfte für den immensen Arbeitsanfall nicht vorhanden. Und nicht zuletzt seien die Preise im Keller. Insbesondere für die Fichte. "Da müssten wir bei einem Einschlag sogar noch drauflegen", betonte der Forstamtsleiter. Fünf Euro seien beim Verkauf ab Stock noch zu erzielen, berichtete Martin Menke, der im Forstamt für die Holzvermarktung zuständig ist. Für Holz mit sehr guter Qualität noch 31 Euro. Manche Privatwaldbesitzer hätten schon Angebote zum Nulltarif erhalten, mit dem Argument, dann sei die Fläche wenigstens geräumt. Derzeit sind 4000 Festmeter aus dem Stadtwald noch nicht verkauft. "Dafür lassen sich vielleicht noch 2,50 Euro für den Festmeter erzielen. "Das entspricht dem Entsorgungspreis für Hackgut", so Menke. "Früher hat die Gemeinde vom Wald gelebt, heute muss sie draufzahlen", sagte Klaus Fischer von der CDU-Fraktion. Bürgermeisterin Susanne Schaab stellte die Frage in den Raum, ob man das Schadholz nicht einfach liegen lassen könne, wenn voraussichtlich die Erträge die Kosten übersteigen. Forstamtsleiter Norgall verwies auf das Waldgesetz, das Waldbesitzer verpflichte, innerhalb von sechs Jahren Brachflächen wieder aufzuforsten.

Besonders beeindruckend im negativen Sinne war eine Stadtwaldfläche am Ludwigsbrunnen. Hier ist bereits ein großer Fichtenbestand abgestorben. Rinden sind abgeplatzt, die Stämme haben eine helle Farbe angenommen, die Kronen sind vertrocknet und braun. "Wir sind hier zu spät gekommen. Der Käfer war schneller", betonte Norgall.

Der Vorschlag der Fachleute wurde einstimmig angenommen, als Ausschussvorsitzender Hans-Ulrich Schmidt (Freie Wähler) ein Meinungsbild der Stadtverordneten einforderte. Die Lösung: Die Bäume einfach stehen lassen und sie dem natürlichen Verfallsprozess überlassen. "In den nächsten zehn Jahren sind wahrscheinlich alle Bäume umgefallen", so der Forstamtsleiter. Stürme und starke Risse in den Stämmen würden das beschleunigen. Für die Wiederaufforstung sollte auf Naturverjüngung gesetzt werden. Ergänzend auf Vorschlag der Stadtverordneten sollen zeitnah noch junge Fichten angepflanzt werden, solange man den toten Wald noch sicher betreten kann.

Auf einer angrenzenden brachliegenden Fläche, auf der das Schadholz abgeräumt wurde, waren im Frühjahr Douglasien gepflanzt worden. Der aus Amerika stammende Nadelbaum gilt als klimaresistenter als die Fichte, verursacht bei der Anpflanzung und Pflege aber höhere Kosten. Notwendig ist ein Schutz gegen Rehverbiss, der hier mit Akazienstäben bewerkstelligt wurde, wie Rainer Hellwig erläuterte. In diesem Zusammenhang wurde die hohe Rehpopulation angesprochen. "Die Jagd muss intensiviert werden", so Martin Menke. Auch Bürgermeisterin Susanne Schaab zeigte sich besorgt über die Schäden, die von Rehen im Stadtwald verursacht würden. Stadtrat Willi Appel (CDU) sah hier die Jagdgenossenschaften in der Pflicht. "Wir müssen hier einmal ein deutliches Signal setzen."




September 04, 2020 at 02:00PM
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