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Wednesday, July 29, 2020

Umstrittener Deal für einen alten Baum - Sächsische Zeitung

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Leisnig. Wie die Stadt Leisnig, so kommen auch deren Bäume in die Jahre. Erst Ende Februar musste die Böttgerlinde am Sportplatz Jahnstraße gefällt werden.

Als der Stamm am Boden lag, war zu sehen, dass die Schäden wirklich tief in den Stamm hinunter reichten. Jetzt geht es wieder um eine alte Linde, und zwar um die an der Chemnitzer Straße/Ecke Gartenstraße.

„Dort war vor sieben Jahren schon einmal eine Kronensicherung notwendig“, sagte Bauamtsleiter Thomas Schröder in der Stadtratssitzung vergangene Woche. Da lag den Räten der Beschluss über einen Grundstückskauf vor.

Lediglich zehn Quadratmeter unmittelbar um den Stamm jener Linde an der Kreuzung will die Kommune erwerben. Ohne Zweifel ist der Wurzelbereich noch um einiges größer. Doch dann betrifft die Fläche auch eine Grundstücksausfahrt. Und über die wolle die Kommune nun nicht die Verantwortung übernehmen, begründete der Amtsleiter.

Der Verantwortung für diesen alten Baum stellt sich die Stadt sehr wohl, inzwischen zum wiederholten Male. Denn auch an der früheren Kronensicherung habe sich die Kommune finanziell beteiligt, erinnerte Schröder. 

Spender für Rückschnitt gefunden

Was nachfolgend mit der Sicherungspflicht auf die Stadt zukommt, wenn sie Eigentümer des Grundstückes ist, auf dem die Linde steht, kann der Bauamtsleiter nicht beziffern. Fest steht zunächst nur, dass anfangs ein kräftiger Kronenrückschnitt nötig ist. „Der wird rund 1.100 Euro kosten. Dafür haben wir einen Unternehmer gefunden, der diesen Betrag zweckgebunden spenden wird“, kündigt der Amtsleiter an.

In die mit dem Kauf verbundenen Kosten teilen sich Kommune und Eigentümer. Jeder soll die Hälfte für Notar und Vermessung tragen. Sollte der Baum einmal nicht mehr an dieser Stelle stehen, „geben wir das Land zurück“, so Bürgermeister Tobias Goth (CDU). 

Ein neuer, großwachsender Baum wird dort höchstwahrscheinlich nicht wieder gepflanzt. Das schlossen sowohl der Rathauschef als auch der Bauamtsleiter aus. Stadtrat Dieter Kunadt (Die Linke), der als Naturfreund bekannt ist, bezeichnete den vorgeschlagenen Weg und den gefundenen Spender als „guten Deal“.  Dieser Einschätzung schlossen sich nicht alle Räte an.

Hans-Hermann Schleußner, Fraktionschef von Wählervereinigung und SPD im Leisniger Stadtrat, sagte dazu: „Ich bin nicht der Meinung, alles Alte auf Teufel komm raus zu erhalten. Das haben unser Vorfahren auch nicht gemacht.“

 Schleußner sieht Probleme auf die Kommune zukommen, wenn dieses Beispiel Schule macht. Schließlich gebe es in der Stadt und sicher auch in den Ortsteilen eine Reihe alter Bäume, und nicht für jeden könne eine derartige Lösung gefunden werden.

Bürgermeister Goth sieht das ähnlich. „Es kann nicht jedes Mal um alte Bäume gehen.“ In diesem Fall sei das vertretbar, weil es um einen stadtbildprägenden Baum geht. So sieht den auch Maria-Christin Anderfuhren (Bündnisgrüne).

Erhalt oder doch lieber ein neuer Baum?

Michael Heckel (SPD) schlug vor, in Zukunft eben einmal mehr darüber nachzudenken, welcher Baume erhalten und welcher nachgepflanzt werden sollte. Bisweilen könne es ein Glücksfall sein, dass junge Bäume gut wurzeln und sich rasch entwickeln.

 Das muss allerdings nicht immer so sein. Die letzten trockenen Jahre hätten gezeigt, dass Bäume nicht einmal in feuchten Bereichen gut anwachsen, gab Heckel seine Erfahrungen aus der Flurneuordnung wieder. In den Verfahren werden in größerem Umfang neue Bäume gepflanzt.

Gegebenenfalls müsse auch die Kommune auf den Klimawandel reagieren und andere Baumarten nachpflanzen, regte Michael Heckel an.Für das gründlichere Überlegen sprach sich auch Hansjörg Oehmig (CDU) aus. Er denke da an den Gedenkbaum vor der Stadtkirche. Der durfte nicht gefällt werden, obwohl die Kirchgemeinde bereits einen Termin fürs Fällen und Ambitionen für ein Nachpflanzen hatte.

Stattdessen hat sich der Heimatverein des Baumes angenommen. Es gibt Expertenratschläge, wie der Baum gerettet werden kann. Ein erster, ein weißer Anstrich des Stamms, ist umgesetzt. Für einen nächsten, die Wurzelbelüftung, sammelt der Verein noch Spenden.

„Wenn ich an diesen ganzen Aufwand denke, wäre ein neuer Baum doch vielleicht schon eine vorzeigbare Alternative gewesen“, meint Oehmig mittlerweile. Über die Zukunft dieses Gedenkbaumes hat die Untere Naturschutzbehörde mitgeredet. Auch die Linde an der Kreuzung Chemnitzer/Gartenstraße hat sich ein Mitarbeiter des Landratsamtes gemeinsam mit Stadtgärtner Steffen Holz angeschaut.

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July 29, 2020 at 03:00AM
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